Dresden

2gather Kongress 2016

Für den Sieg des Bösen reicht es, dass die Guten nichts tun, sagt EU-Parlamentspräsident Martin Schulz beim 2gather Kongress im Festspielhaus Hellerau.

„Was wir zur Zeit erleben, ist, so Schulz, „dass noch eine Minderheit lautstark, aggressiv, teilweise brutal, für sich reklamiert, das Recht zu haben, die elementaren Grundsätze der Demokratie, Toleranz und Respekt vor der Freiheit der anderen mit dem Satz ‚Wir sind das Volk’ in Frage zu stellen“, sagte er auf dem 2gather Kongress vor rund 350 Zuschauern im Festspielhaus Hellerau. Hier sei jeder Amtsträger der Demokratie verpflichtet, aufzustehen und zu sagen: „Ihr repräsentiert die überwältigende Mehrheit der Menschen, die Demokratie und Toleranz wollen nicht. Wir stehen gegen euch!“ Hier gebe es kein Ausweichen mehr.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz beim 2gather Kongress im Festspielhaus Hellerau.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz beim 2gather Kongress im Festspielhaus Hellerau.

Appell für Europa

Frieden in Europa und die Union haben Wohlstand und Sicherheit gebracht. Die europäische Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei die Antwort auf die erste mit zwei verheerenden Weltkriegen. Für den Sieg des Bösen reicht es, dass die Guten nichts tun, sagt Schulz vor einem Publikum, dass diese Ermahnung eigentlich nicht bräuchte.

Für den Sieg des Bösen reicht es, dass die Guten nichts tun, sagt Schulz vor einem Publikum, dass diese Ermahnung eigentlich nicht bräuchte.
Für den Sieg des Bösen reicht es, dass die Guten nichts tun, sagt Schulz vor einem Publikum, dass diese Ermahnung eigentlich nicht bräuchte.

Gut 350 Menschen aller Altersklassen sind zum 2gather Kongress des Twitter-Projektes Straßengezwitscher gekommen. Seit vergangenem Jahr berichten die Organisatoren Johannes Filous und Alexej Hock von Pegida-Demonstrationen oder anderen Anti-Asyl-Kundgebungen im sozialen Netzwerk Twitter und haben dafür in diesem Jahr den Grimme-Online-Preis gewonnen

Workshops und Podiumsdiskussionen auf dem 2gather Kongress

Bei einer Podiumsdiskussion geht es schließlich um die Frage, wie mit Anfeindungen aus dem rechten Spektrum aber zunehmend auch aus der „normalen“ Bürgerschaft umzugehen ist. Denn längst stehen nicht mehr nur Politiker, Polizisten, Ehrenamtliche und Journalisten im Fokus. So berichtet der frühere katholische Pfarrer von Zorneding, einer Gemeinde bei München, über fremdenfeindliche Äußerungen von CSU-Lokalpolitikern und Morddrohungen, die er erhielt. Teilweise hatten sich die rassistischen Äußerungen persönlich gegen Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende gerichtet, der aus dem Kongo stammt. Der 67-Jährige trat schließlich von seinem Pfarramt zurück, obwohl 50 000 Menschen ihn in einer Petition unterstützt hatten.

Podiumsdiskussion "Was tun gegen Anfeindungen" mit Ine Dippmann, Matthias Meisner,Jürgen Kasek, Rainer Opolka, Oliver Ndjimbi, Martin Döring, Petra Schikert, Khaldun Al Saadi. Moderator Sammy Khamis
Podiumsdiskussion „Was tun gegen Anfeindungen“ mit Ine Dippmann, Matthias Meisner,Jürgen Kasek, Rainer Opolka, Oliver Ndjimbi, Martin Döring, Petra Schikert, Khaldun Al Saadi. Moderator Sammy Khamis

MDR-Hörfunk-Journalistin Ine Dippmann beschreibt, wie sie auf einer Legida-Demo in Leipzig von einer älteren Dame geschlagen wurde, die eher nach einem Besuch in der Nikolaikirche ausgesehen habe, als wie eine gewaltbereite Radikale. Es sind Szenen, die schon viele erlebten, die im Umfeld von Pegida & Co arbeiten oder sich dagegen engagieren.

Was der Dresdner Kongress am Ende bringen wird, ist nicht klar. „Es ging uns vor allem um das Vernetzen und Kennenlernen“, sagt Mitorganisator Filous. Ob es noch einmal solch einen Kongress geben wird, ist unklar. Dass er in Sachsen stattfinde, zeuge aber davon, dass es eben nicht Pegida & Co. allein sind, die für dieses Bundesland sprechen, sagt Martin Schulz.

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