Demonstration

In eigener Sache, Kommentar zum G20

Ein Kommentar zum G20 Gipfel in Hamburg.

Am Anfang möchte ich klar stellen, hier handelt es sich um meinen Eindruck und meine Meinung. Es ist ein Kommentar. Dazu noch einige Informationen zum Author: ich bin seit 3 Jahren als freier Fotojournalist tätig, meistens bei Demonstrationen. Ich bin sicher kein Experte für Polizeitaktiken, habe aber nun schon relativ viele Demonstrationen erlebt und einen gewissen Erfahrungsschatz aufgebaut. Mir ist bewusst, dass es auch für die Polizeibeamten eine besondere Situation war ,Überstunden geleistet werden mussten, die einzelnen Beamten an ihre Grenzen gegangen sind. So wie auch die Journalisten, die gerade von den Demonstrationen und Ausschreitungen berichtet haben. Zusätzlich möchte ich noch klar stellen, dass wir zwischen den Demonstrationen gegen den G20 und den sinnlosen Ausschreitungen am Freitag differenzieren.

Eine gute Übersicht, wie Journalisten bei Demonstrationen arbeiten, hat der Kollege Enno Lenze beschrieben, daher möchte ich darauf verweisen. Hier möchte ich jedoch auf die Besonderheiten beim G20  Gipfel eingehen.

Unser Team hatte die Tage zum Glück relativ wenig negative Begegnungen mit Polizeibeamten. An mehreren Stellen wurde uns von einzelnen Beamten der Zugang zu Bereichen verweigert, obwohl nicht ersichtlich gewesen ist warum. Dies wurde auch meistens nicht begründet. Nur ein sächsischer Kollege ist darauf eingegangen, man könne unsere Sicherheit nicht garantieren. Mit der Aussage kann ich leben, ist mir doch bewusst, dass ich mich selbst in Gefahr begebe. Darauf hin verließen die Polizisten den Ort, und wir konnten passieren. Die anderen Male ist man einfach einige Meter zur Seite gegangen und ein anderer Beamter hat uns passieren lassen. Also persönlich habe ich daher ziemlich wenig negative Erlebnisse gehabt. Anders ist es jedoch Kollegen von uns ergangen. Und ja, ich bin sichtbar als Journalist zu erkennen. Der Presseausweis und die G20 Akkreditierung habe ich immer sichtbar getragen.

Journalisten wurden mit Pfefferspray angegriffen.

So wurde ein Kollege nach vorzeigen seines Presseausweises mit den Worten “ Scheißegal ob du Presse bist“ zwei mal direkt ins Gesicht gepfeffert. Die Konsequenz: er musste die Berichterstattung abbrechen und ist für 2 Stunden ins Krankenhaus gekommen. Ich habe mich nach dem Vorfall im Pressezentrum mit dem betroffenen Kollegen über den Vorfall unterhalten, es ist also eine Information aus erster Hand.

Ein vergleichbares Erlebnis berichtet mir ein weiterer Kollege, der ein ausländisches Kamerateam begleitete.

Auch ich wurde am Freitag mit Pfefferspray bedroht, allerdings setzte der Beamte es am Ende doch nicht ein (siehe Artikelfoto)

BKA entzieht Journalisten die Akkreditierung

Am Freitag Morgen kursierten unter den Journalisten die Informationen, dass immer mehr Kollegen vom BKA die Akkreditierung zum G20 Gipfel entzogen wurde. Bis Mittag haben wir von 6 Kollegen erfahren, die ihre Akkreditierung verloren hatten. Die Begründung war, sie würden die Sicherheit des Gipfels gefährden. Mindestens einer dieser Kollegen hatte die Jahres-Akkreditierung für den Bundestag, so eine große Gefahr kann eigentlich nicht von Ihm ausgehen.

Als wir dann nachts, nach den Ausschreitungen, zurück in das G20 Pressezentrum wollten, wurden unsere Akkreditierungen überprüft, und unser Namen mit einer 4 DIN A 4 Seiten langen Liste abgeglichen. Jeder, der auf dieser Liste stand, durfte das Pressezentrum nicht mehr betreten.

Auch Randalierer behindern die Presse

Ich möchte hier noch klar stellen, dass ich mich hier nicht nur über die Aktionen der Beamten auslassen möchte. Auch viele der Randalierer am Freitag haben Journalisten an der Arbeit gehindert. So wurden immer wieder Kollegen gezielt mit Steinen beworfen. Am Schulterblatt wurden wir direkt von den Randalierer bedroht, so dass fotografieren eigentlich kaum  möglich gewesen ist. Dies ist dann auch der Grund gewesen, warum wir uns aus dem direkten Umfeld zurückgezogen haben.

Pressefreiheit?

Abschließend möchte ich sagen, das ich den Umgang von einigen Beamten mit Journalisten wirklich bedenklich finde. Müssen Beamte Journalisten immer und überall durchlassen? Nein ,natürlich nicht. Sie sind aber angehalten, uns zu unterstützen. Ist das ein Freifahrschein, um den Beamten im Weg zu stehen und Ihnen die Arbeit zu erschweren? Natürlich nicht. Aber Übergriffe auf Journalisten gehen genau so wenig. Eine freie Berichterstattung ist extrem wichtig für unsere Demokratie. Und auch über Fehlverhalten von Beamten muss berichtet werden. Dies sollte nicht als Angriff auf die Polizei per se verstanden werden. Wir als Presse müssen aber als Korrektiv für die Politik und eben auch die Polizei dienen. Wir statten unsere Polizei mit weitreichenden Befugnissen aus, auch die,  Gewalt anzuwenden. Daher muss diese auch kontrolliert werden, damit diese Macht eben nicht missbraucht wird.

 

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