Oury Jalloh starb in einer Polizeizelle – an seinem 13. Todestag trafen sich bis zu 4.000 Menschen aus ganz Deutschland in Dessau und forderten endlich Aufklärung.
Die Veranstalter*innen erfreute diese Zahl an Menschen. In ganz Deutschland wurde für den 07. Januar 2018 mobilisiert und viele konnten durch überfüllte Züge nicht nach Dessau mitfahren. Während der Anreise hielten sich die Beamt*innen der Bundespolizei im Hintergrund. Augenzeug*innen berichteten, dass nur wenig Menschen vorher kontrolliert wurden.
Auch in Dessau fiel den anreisenden Menschen sofort auf, dass kaum sichtbare Polizei vor Ort war. Dafür war der Platz vor dem Hauptbahnhof Dessau voller Menschen. Die Stimmung war gut, trotz der bedrückenden Thematik, und um 15 Uhr setzte sich die Demonstration mit 4.000 Menschen und zwei Lautsprecherwagen in Bewegung.
Stationen waren unter anderem die Staatsanwaltschaft, das Polizeirevier und eine Stele im Stadtpark, die an Alberto Adriano erinnert, der am 14. Juni 2000 in Dessau von einem Neonazi ermordet wurde.
Die AfD Sachsen-Anhalt wollte diese Demonstration nicht unwidersprochen lassen: Sie meldeten eine Gegendemonstration an und zu dieser kamen um die 150 Menschen, darunter auch PEGIDA-Gründer Lutz Bachmann und seine rechte Hand, Siegfried Däbritz. Auf Nachfrage, wobei es denn bei der Demonstration wirklich ginge, wollte die AfD nicht antworten.
Die Demonstration der AfD ging bis 16 Uhr. Den Plan, auf die Demonstration für Oury Jalloh zu warten, verwarfen die handvoll Menschen und beendeten ihre Gegenveranstaltung mit der Nationalhymne. Einige wenige blieben dann, unter Polizeischutz, noch vor Ort und warteten auf die 4.000 Menschen, die sich langsam auf dem Weg zum August-Bebel-Platz machten.
Hektische Szenen beim Aufeinandertreffen der Demonstration und restlicher AfDler*innen
Dort gab es dann, beim eintreffen der Demonstration, kurzzeitig hektische Szenen: Einige Menschen versuchten zu den restlichen ehemaligen Teilnehmer*innen der AfD-Demonstration zu kommen. Es flogen Böller und Flaschen in Richtung der Menschen und der Polizei. Laut der Polizei gab es aber keine Verletzten. Überraschend war, dass kurz vor dem eintreffen der Demonstration der Befehl durch die Polizeireihen ging, Helme und Mundschutz aufzusetzen.
Außerdem griffen einige Beamt*innen die demonstrierenden Menschen verbal an: So bezeichnete ein Beamter die Demonstrant*innen als „rotes Pack“ und eine Frau als „linksgrünversiffte Fotze“. Seinen Namen und seine Dienstnummer wollte der eingesetzte Beamte nicht mitteilen.
Nach dieser Szene blieb die Polizei nun mit mehr Menschen an der Demonstration, weiterhin behelmt und ziemlich schlecht gelaunt. Es blieb jedoch friedlich.
Kurz bevor die Demonstration am Polizeirevier ankamen, wurde noch ein Rauchtopf gezündet und die Menge skandierte „Mörder!“. Einige Beamt*innen wurden so auch persönlich angesprochen.
Gegen 18 Uhr endete die Demonstration wieder am Hauptbahnhof. Auch bei der Abreise gab es keine weiteren Komplikationen und der Tag endete mit einem kraftvollen „Oury Jalloh – Das war Mord!“