Dresden erinnert an den durch Neonazis gewaltsam ermordeten Jorge Gomondai
Am 06. April 1991 starb der aus Mosambik stammende Jorge João Gomondai in Dresden infolge eines brutalen rassistischen Angriffes. Rechtsradikale Jugendliche hetzten den damals 28-jährigen und haben ihn dazu genötigt, aus der fahrenden Tram zu springen. Die Urteile gegen die Täter*innen 1993 fielen vergleichsweise milde aus.
Seit dem März 1992 gibt es eine Gedenkveranstaltung, die vom Ausländerrat Dresden e.V. ins Leben gerufen wurde, die auch als Mahnung gegen Rassismus und rechtsradikale Gewalt gelten soll.
Der Mahngang durch die Neustadt
Auch in diesem Jahr wurde wieder an den damaligen Gastarbeiter gedacht: Die SPD veranstaltete mit dem Ausländerrat auf dem Jorge-Gomondai-Platz eine Veranstaltung mit Blumen, Kerzen, Musik und Botschaften gegen rechte Gewalt. Anwohner*innen aus der Neustadt planten einen Mahngang, den der Ausländerrat ebenfalls bewarb.
Um 16 Uhr trafen sich ca. 50 Menschen am Alaunplatz um den ersten Redebeitrag verfolgen zu können. Die Polizei war mit vielen Kräften vor Ort, hielt sich aber während des Beitrages zurück. Erst nachdem der Text vorgelesen wurde, betraten zwei Beamt*innen den Kreis an Zuhörer*innen und sprachen einen vermeintlichen Anmelder an: Ihm wurde nahegelegt mit den Beamt*innen zu kommen und die Veranstaltung noch einmal zusätzlich anzumelden. Als dieser das verneinte, wurde der Mensch bedroht, dass er sich strafbar mache wenn sich „die Masse“ nun in Bewegung setze. Auf die Gesprächsversuche von umstehenden Menschen gingen die Beamt*innen nicht weiter ein, sie forderten sie sogar auf zu schweigen. Der Mensch erklärte den Beamt*innen, dass sie beabsichtigen auf dem Fußweg zu gehen und ihre Anwesenheit somit nicht von Nöten sei. Er erklärte sogar, wo es lang gehen sollte. Die Beamt*innen beharrten auf ihren Wunsch, dass der Mensch mit ihnen gehen solle.
Nun setzte sich „die Masse“ in Bewegung Richtung Alaunstraße. Mit Blaulicht fuhr Verstärkung vor und blockierte mit mehreren Einsatzwagen und einer Kette aus Polizist*innen die Straße. Nun kam niemand mehr durch, um die Veranstaltung durchzuführen. Trotzdem wurde an der zweiten Station der nächste Redebeitrag verlesen. Es kamen auch interessierte Menschen aus den Geschäften und zeigten sich schockiert, über das vorgehen der Polizei. Diese filmte mittlerweile die Menschen samt Kinder ab. Den Menschen wurde nun erklärt, sie seien auf einer „illegalen Veranstaltung“. Einige Menschen erinnerten die Beamt*innen, dass die rechtliche Grundlage eine andere ist und selbst durch Laubegast 2015 ein unangemeldeter Fackelmarsch als Ansammlung durchging. Die Beamt*innen weigerten sich weiterhin, auf die Menschen einzugehen und mit ihnen zu reden.
So entschloss sich die Truppe, getrennt weiter zum Scheunevorplatz zu ziehen. Dort wurde dann, nach weiterem Drängen der Polizei, die Versammlung kurz vor dem Ende noch angemeldet und galt somit in den Augen der Polizist*innen nicht mehr als illegal.
Am Albertplatz endete der Mahngang mit einer ungerechtfertigten ID von einem der Redner*innen. Während mehrere Beamt*innen um die eine Person stand, soll einer der Polizist*innen eine umstehende Frau mit der Kamera oder dem Ellenbogen (sicher war sie sich nicht) geschlagen haben. Die Frau verlangte nach dem Namen des Polizisten, der in der Masse seiner Kolleg*innen verschwand. Nun sollten die Daten der Frau ermittelt werden und es brach Unmut aus. Die Polizist*innen zogen sich über Busch und Wiese zurück.
Gedenken am Jorge-Gomondai-Platz
Am Jorge-Gomondai-Platz war die Versammlung der SPD und der Ausländerrates im vollen Gange: Viele Menschen versammelten sich mit Blumen und Kerzen, die sie am Gedenkstein niederlegten.