Die islamistischen Taliban haben Kabul eingenommen. Der Präsident ist geflohen. In Afghanistan herrscht Chaos, Terror, Gewalt und Tod. Und die Welt schaut zu, wie verzweifelte Jugendliche sich an Flugzeuge binden, um irgendwie das Land verlassen zu können. Während in Deutschland die CDU das rechte Narrativ von „2015 darf sich nicht wiederholen“ bedient, um rechte Wähler:innenstimmen zu gewinnen, übergibt eine Mutter ihr Baby einem US-Soldaten, damit es überlebt.
Die Bilder aus Afghanistan schockieren und sie machen Angst, vor allem denen, die dort leben, die aus Afghanistan kommen, die Familie in diesem Land haben. In Afghanistan sterben Menschen. Durch die Taliban und gleichzeitig durch die Ignoranz „des Westens“, der aktuell lieber darüber debattiert, ob man überhaupt Menschen aufnehmen solle. Und die, die eine Chance aus Rettung haben, sterben durch die Bürokratie. Der fehlende Name auf einer Liste, das fehlerhafte Dokument, solche Nebensächlichkeiten entscheiden über Leben und Tod.
„The Taliban will kill children, women. They will kill everyone!“
In ganz Deutschland fanden in den letzten Tagen Mahnwachen statt. Tausende Menschen gingen auf die Straße und forderten eine Luftbrücke die die Menschen aus dem Land holen sollen. Medienhäuser flehen die Bundesregierung an, die Journalist:innen zu retten. „Was wir in Afghanistan sehen, ist politisches Versagen von der Bundesregierung auf allen Ebenen.“ betont der Bundestagskandidat Kassem Taher Saleh (Bündnis90/Die Grünen) in Freiberg. 60 Menschen versammelten sich am Donnerstag in Freiberg, darunter viele Afghan:innen. Die Stimmung ist bedrückt, man sieht die Trauer und die Wut in den Gesichtern der Teilnehmer:innen.
An unserer Bürokratie sterben gerade Menschen – Unsere Regierung spricht nicht über die Menschenleben, sie spricht über Papiere und Grenzen, das ist menschenunwürdig
Kassem Taher Saleh (Bündnis 90/Grüne Dresden auf einer Mahnwache in Freiberg)
Auch in Dresden gab es in dieser Woche gleich zwei Mahnwachen. Nach einem Aufruf der Gruppe „HOPE“ in Zusammenarbeit mit der Seebrücke Dresden versammelten sich spontan 200 Menschen auf dem Neumarkt. Auch hier war die Forderung klar: „Luftbrücke jetzt! Wir haben Platz!“ Auch hier kamen betroffene Menschen zu Wort.
Am Freitag folgte in Dresden die zweite Mahnwache am Alaunpark in der Dresdner Neustadt. An diesem sonnigen Freitag konnten sich nur bis zu 40 Menschen motivieren, an der Mahnwache teilzunehmen. Viele saßen auf den Wiesen, zeigten aber wenig Interesse an dem Thema. Mehr Hoffnung besteht nun für den 23. August, wo erneut eine Mahnwache stattfinden wird. Hier mussten die Anmelder:innen mit der Behörde kämpfen, die die Mahnwache auf dem Altmarkt nicht genehmigen wollten. Dieser Platz ist Montags für Hass, Hetze und Gewalt reserviert.
Auch in anderen sächsischen Städten fanden Mahnwachen statt. So waren in Leipzig 500 Menschen und in Chemnitz 150 Menschen vor Ort, die eine sofortige Luftbrücke forderten, die die Menschen aus Afghanistan retten soll.