Am Samstag schlossen sich bis zu 150 Menschen dem Aufruf an, für Solidarität mit geflüchteten Menschen aus Eritrea in den libyschen Lagern zu demonstrieren.
Die Demonstration startete am Hauptbahnhof, wo es emotionale Redebeiträge von geflüchteten Menschen aus Eritrea, die von der Gewalt in Libyen selbst betroffen waren. Die Teilnehmer*innen wirkten zwar schüchtern und vorsichtig mit Äußerungen, dafür zeigten die mitgebrachten Plakate und Transparente ihre Wut und Verzweiflung.
Viele Geflüchtete aus Eritrea werden in Libyen gestoppt und landen nicht selten in Foltergefängnissen. Menschenrechtler*innen warnen schon lange, dass Schutzsuchende in Gefängnissen interniert und vielfach gefoltert werden, um unter anderem Gelder in den Heimatdörfern zu erpressen. Die Europäische Union, allen voran Italien, arbeiten eng mit der libyschen Küstenwache zusammen.
Sie haben mit uns gemacht, was sie wollten. Uns geschlagen, uns missbraucht, nachts mit kaltem Wasser geweckt. Um mir Angst zu machen, schossen sie manchmal mit ihrem Gewehr vor meine Füße. Es gab keine Routine, keinen Gefängnisalltag – die Folter war willkürlich und plötzlich. Ich habe auch gesehen, wie sie Frauen vergewaltigt haben. Die Ehemänner wurden danebengesetzt und mussten zusehen. Ich erinnere mich an einen Moment, als ein Freund verstarb und ein Wärter die anderen anschrie: „Jetzt sind 5000 Dollar verloren!“ Um das zu überstehen, hatte ich nur Gott. Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen und alles als Ausweg akzeptiert. So ging es auch anderen Häftlingen. Wir hatten nicht viel zu reden, wir haben uns nur versichert, dass alles gut wird, egal, wie es ausgeht.
Denden entkam einem libyschen Foltergefängnis. Seine Geschichte gibt es im SPIEGEL nachzulesen
Umstehende Menschen waren verwundert, einige sprachen sich offen rassistisch aus, wurden jedoch sofort von den Mitorganisator*innen zurecht gewiesen.
Als die Demonstration auf der Neustädter Seite ankamen, Endpunkt war der Jorge-Gomondai-Platz, wurden die Rufe nach Solidarität und Hilfe immer lauter und energischer.
Es wurde wütend beklagt, dass Menschen in Libyen gefoltert und vergewaltigt werden. Familien werden um Geld erpresst, Menschen ermordet. Immer wieder fordert man Intervention durch Deutschland und die Vereinigten Nationen (UN). Die Verzweiflung, das die Festung des Nobelpreisträgers Europa tötet war greifbar.
Fragwürdiges Patch bei Beamt*in
Die eingesetzten Beamt*innen der Polizei waren entspannt, und intervenierten sofort, wenn es zu Störungen kam.
Ein*e Beamt*in viel durch ein Patch auf, das Jesus mit Waffe abbildete. Darunter befand sich die Buchstabenkombination W.W.J.S. („What/Who would Jesus shoot?“, „Was/Wen würde Jesus schießen?“), der den christlichen Leitspruch „What would Jesus do?“ („Was würde Jesus tun?“) ins lächerliche zieht. Ein Großteil der Demonstrant*innen sind orthodoxe Christen.
Der Einsatzleiter ließ das Patch nach mehreren Hinweisen entfernen. Außerdem kündigt man an, den Vorfall intern auszuwerten. Der Beamte mit dem Patch leugnete, dass Jesus auf dem Patch eine Waffe tragen würde.
Es ist nicht das erste Mal, dass Beamt*innen der Polizei Sachsen durch private Patches auf der Dienstkleidung auffielen. So gab es 2019 einen Beamten, der am Rande eines Rechtsrockkonzertes in Ostritz mit zwei rechten Patches auffiel.