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Februar in Dresden
Sachsen, deine Nazis

Alljährlich treffen sich im Februar hunderte Nazis um an die Zerstörung der Stadt zu erinnern. So kamen auch in diesem Jahr gut 1000 Ewiggestrige zusammen. Aus dem ganzen Bundesgebiet angereist, blieb ihre angezeigte Route bis zum Start der Demonstration ein Geheimnis. Stadt und Polizei betonten tagelang, es wäre keine Route bekannt.

Nazi Demo im Februar in Dresden

Als wir am Hauptbahnhof ankamen, erwarteten uns neben der gegitterten Route, Polizeihunde ohne Maulkorb und ein massives Aufgebot an Polizist:innen aus allen möglichen Bundesländern. Freie Berichterstattung wurde des Öfteren verweigert, selbst ältere Menschen und Familien mussten sich ausweisen um nach Hause zu gelangen. Das Einsatz Konzept war offensichtlich, niemanden auf die extra gesperrte Straße zu lassen, egal welches Anliegen der Mensch hat. Wurden Anwohner:innen durchgelassen, dann oft in polizeilicher Begleitung. Es mutete gespenstisch an, auf die leere Strecke zu blicken. Hamburger Gitter und behelmte Polizei. Trotzdem gelang es demokratischen Menschen hin und wieder auf die Strecke zu gelangen, und Sitzversammlungen anzumelden. Diese wurden, lange bevor der Aufzug der Nazis startete, alle geräumt und waren somit eher symbolisch.

Die Nazi Demo am 11. Februar wurde eng von der Polizei begleitet

Der Aufzug der Nazis war ein Potpourri aus Hooligans, Verschwörungsideolog:innen, verurteilten Straftäter:innen und holocausts Leugnern. Auffällig wie jedes Jahr, deren angespannte und spürbar aggressive Stimmung. Nach Trauer sah das alles für umstehende Menschen nicht aus, es wirkte eher wie ein Pulverfass , kurz vor der Explosion. Das USK Bayern war rund um den Nazi Aufzug eingeteilt. Vermutlich das, und die Gitter an der kompletten Strecke, hielten hier die Aggressionen der Nazis im Zaum.

Die Nazis waren immer wieder vermummt

Während des Aufzuges, gab es mehrere Einsätze der Polizei. Schutzbewaffnung wurde kassiert, ein Mensch der den Holocaust geleugnet hat verhaftet. Während all dessen, konnten bekannte und weniger bekannte Nazifotografen völlig ungestört den Gegenprotest filmen und fotografieren. Selbst Menschen die auf ihren Balkonen standen wurden akribisch abgelichtet. Die Transparente der Nazis bedienten einmal mehr den Opfermythos der unschuldigen Stadt. Die Zahl der Opfer wurde von ihnen inzwischen auf 350000 überhöht. Seriöse Wissenschaftler und Forscher sprechen von ca 25000 Opfern um den 13. Februar. Ein Schild mit der Aufschrift Bombenholocaust soll es auch gegeben haben, dass war für uns nicht zu überprüfen.

Nazi Demo im Februar in Dresden


Angekommen beim Gegenprotest hatte dieser, typisch für Dresden, wieder einmal jede Menge Polizeibegleitung. Fast ununterbrochen wurden die Menschen gefilmt. Ein Grund dafür? Nicht erkennbar. Protest in Sicht- und Hörweite gehört zur Demonstrationsfreiheit und darf auch lautstark erfolgen. Die neu eingesetzte Ordnungsbürgermeisterin war auch vor Ort. Auf ihr Fazit wird von vielen gespannt gewartet. Wir werden es, sobald erfolgt, in den nächsten Tagen mit aufgreifen. Da Dresden und Februar fast immer viel Arbeit bedeutet, geht es schon am Montag für uns weiter.

Anbei noch die Pressemitteilung der Organisatoren der Gegendemonstration

Sehr geehrte Damen und Herren,

Etwa 800 in großen Teilen junge Menschen waren dem Aufruf von „Zum 13. Februar WiEdersetzen – Nazi-Aufmärsche stoppen“  gefolgt, alten und neuen Nazis in der Stadt den Raum für die Propaganda ihrer menschenverachtenden Ideologien zu nehmen.

1890 Beamt:innen der Polizei und eine hermetisch abgeriegelte Naziroute mitten durch die Stadt machten es nahezu unmöglich, dem braunen Spuk unterwegs Einhalt zu gebieten. Kraftvolle Kundgebungen am Start- und am Endpunkt der Nazidemo machten wenigstens diese Kundgebungen zum Desaster.

Matthias Lüth stellt fest: „Mit uns waren viele, insbesondere junge Menschen auf der Straße. Wir hätten uns aber noch mehr Rückhalt aus der Stadtgesellschaft gewünscht. Es ist bitter, dass sich viele Passant:innen mehr daran störten, dass sie nicht mehr einkaufen können als das Neonazis durch unsere Stadt laufen. Wir müssen als Zivilgesellschaft gemeinsam dafür sorgen, dass rechtes Gedankengut keinen Platz in Dresden hat.“

Anne Herpertz findet klare Worte für den völlig überzogenen Polizeieinsatz: „Ganze Straßenzüge wurden für die Nazis geräumt. Bereits Stunden vorher bekamen Menschen Platzverweise entlang der abgeriegelten Aufzugsstrecke. Im Raum der Schweriner Straße wurden Hinterhöfe durchkämmt und an Haus- und Wohnungstüren geklingelt. Dort wurde nach Menschen gesucht, die eventuell nicht ins Haus gehören. Anwohner*innen wurden massiv eingeschüchtert.“

Rita Kunert ergänzt: „Willkürlich wurde versucht die Versammlungsfläche am Bahnhof Mitte einzuschränken, Beamt*innen stürmten mehrmals in unsere Versammlung. Immer wieder wurden Teilnehmende ebenso wie Lautis als Kundgebungsmittel daran gehindert, zu Versammlungen zu gelangen. Wenn ein Tag so läuft, kann man sich Kooperationsgespräche im Vorfeld schenken.“

Die Polizei sperrte weiträumig die Strecke der Nazis ab
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