„Freedom Day“ – Tausende Querdenker*innen in Dresden
Die Bundesregierung beschloss die Aufhebung der meisten Maßnahmen gegen COVID-19, während die Infektionszahlen jeden Tag Rekorde brechen. Der Bewegung „Querdenken“ ist das nur recht: Über 3.000 trafen sich aus dem ganzen Bundesgebiet in Dresden und demonstrierten.
Auf dem Altmarkt wehen Fahnen: Sachsen, Fantasiefahnen, umgedrehte Deutschlandfahnen und die russische Fahne. Man demonstriere gegen eine Diktatur und gleichzeitig wird der russische Präsident und Autokrat W. Putin zu einem Kämpfer gegen die „Rothschilds und Soros'“ stilisiert, die angeblichh mithilfe der NATO eine „Weltdiktatur“ errichten würden. Antisemitische Stereotype und Verschwörungsideologien gehören fest zu Querdenken. So wird aus der schlechter Technik ein von Marcus Fuchs lächelnd gerufenes: „Da hat wohl wer etwas dagegen!“
Marcus Fuchs, Initiator der Querdenken-Bewegung in Dresden, hat auch heute klare Ansagen gemacht: Pressevertreter*innen hat er verboten von seiner Veranstaltung zu berichten. Die Polizei Sachsen reagierte lediglich mit einem Tweet auf die Aussage. So war es nicht verwunderlich, dass wenige Minuten später die ersten Medienvertreter*innen bedrängt und angegriffen worden.
Querdenken fällt immer wieder durch brutale Angriffe auf Andersdenkende und Journalist*innen auf. Trotzdem entschied sich die Polizei auch heute, den Demonstrationszug nur am Anfang und Ende zu begleiten. Dazwischen fanden sich nur sporadisch einzelne Beamt*innen. Gerade Blockade-freundliche Orte musterte die Polizei genaustens. Der reibungsvolle Ablauf soll garantiert werden. Aber heute hat niemand gestört: Gegenprotest gab es nämlich keinen.
Der Aufzug war eine bunte Mischung: AfD-Politiker*innen liefen zusammen mit den „Freien Sachsen“. Organisierte Neonazis und tanzende Esoteriker*innen liefen beieinander. Auch die rechte Bewegung „Freie Linke“ war vor Ort und lief mit den „Freien Sachsen“ zusammen. „Das ist so eine beängstigende Mischung, was da alles mitläuft.“ meinte ein Mensch am Rand fassungslos. Auch ukrainische Geflüchtete, die an der Solidaritätskundgebung auf dem Neumarkt teilnehmen wollten, wurde unwohl beim Anblick der Russlandfahnen.
Gesonderten Applaus gab es heute für die Beamt*innen der Polizei Sachsen, die sich entschlossen haben, auf Masken zu verzichten. Die Bewegung sieht das als erneutes Solidaritätszeichen der Polizei.