Dresden

Gedenken am 09. November in Dresden

Das Gedenken am 09. November in Dresden

Wie in jedem Jahr gedachten auch heute wieder, anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht, in Dresden Menschen den Opfern des Holokaust.

Viele Menschen fanden den Weg zur Neuen Synagoge und zu der Gedenkveranstaltung.

 

Dieses Jahr fanden die Redner*innen klare Worte zur gegenwärtigen Situation in der Welt, vor allem in Dresden. Der Oberbürgermeister Dirk Hilbert war jedoch nicht vor Ort.

Für großes Nasenrümpfen sorgte die Anwesenheit des umstrittenen FDP-Mitglied Jens Genschmar, der für die Partei einen Kranz niederlegen durfte. Dieser fiel in der Vergangenheit immer wieder durch rechtes Gedankengut auf. Bis jetzt war dies aber kein Grund, ihn aus der Partei zu verweisen. Auch ein NPD-Politiker, Hartmut Krien, war vor Ort.

Der umstrittene FDP-Politiker Jens Genschmar (rechts im Bild) durfte für die FDP einen Kranz zum Gedenken niederlegen.

Fast alle im sächsischen Landtag vertretenen Parteien legten am Mahnmal einen Kranz nieder. Nur die AfD war nicht vor Ort vertreten, was scheinbar auch niemanden störte. Auch andere Organisationen beteiligten sich, wie die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden.

Bei der Veranstaltung selbst, die gut besucht war, kam es zu keinen größeren Störaktionen. Nur ein Ehepaar konnte sich einen gehässigen Spruch nicht verkneifen.

Rechter Autokorso der „Anti-Antifa“/Wellenlänge fuhr durch Dresden

Für große Kopfschmerzen sorgte ein angemeldeter Autokorso der rechten „Anti-Antifa“/ Wellenlänge. Unter fadenscheinigem Motto fuhren diese laut hupend und mit Deutschlandfahnen durch die Dresdner Innenstadt.

An der Wilsdruffer Straße wurde dieser, wie auch schon im letzen Jahr, kurzzeitig blockiert. Eine Gruppe von 10-15 Menschen stellten sich mit Transparent und Fahrrad auf die Straße. Die eingesetzten Beamt*innen reagierten äußerst aggressiv und beschimpften die Menschen teilweise.

10-15 Menschen stellten sich dem Autokorso entgegen und blockierten diesen kurzzeitig.

Ein Fahrradfahrer wurde kurz vor der Blockade gestoppt. Er soll, so der Beamte, zu einer Gruppe Radfahrer*innen gehören, die den Autokorso gestört haben. Dieser verneinte und versuchte sich zu erklären. Am Ende wurde er mit einem „Verpiss dich jetzt!“ verjagt.

Die Radfahrer*innen selbst wurden später noch bedroht. Nun habe der Beamte nämlich genug Verstärkung und wenn sie sich noch einmal dem Korso nähern würden, würden sie „abgeholt“ werden.

Die Blockade selbst wurde zähneknirschend und mit viel Gemecker geduldet. Wie versprochen machten die Menschen nach 8 Minuten den Weg frei und die Neonazis konnten weiter zum Rathaus ziehen, wo sie Luftballons in die Luft stiegen ließen. Musikalisch begleitet von NENAs „99 Luftballons“.

Mit den Worten „Ihr missbraucht eure Rechte!“ verabschiedeten sich die Beamt*innen.

Während der Blockade machte ein Passant auf sich aufmerksam. Dieser rief mehrfach „Deutschland den Deutschen!“ und bezeichnete Geflüchtete als „dreckige K.“* (hier folgt ein rassistisches Schimpfwort) Auch auf Nachfrage blieb er bei seinem Standpunkt. Nur ein „starkes“ Deutschland könne jemanden helfen.

Die sieben Stolpersteine der Familie Schneck

Ein Teil der Menschen, die davor in der Blockade standen, zogen danach zu den Stolpersteinen der Seestraße. Bei diesen wurden in den letzten Jahren immer wieder die Kerzen und Rosen zertreten. Dieses Jahr blieb alles heile. Die Menschen zündeten die Kerzen erneut an und wollten dann nach Hause. Gefolgt von zwei Polizist*innen die sie aufforderten, die Kerzenflammen sofort zu löschen oder bei diesen zu bleiben, bis die Flamme von selbst erloschen ist. Auf Nachfrage unterstellten die Beamt*innen den Menschen ein offenes Feuer entfacht zu haben und das stelle ein Sicherheitsrisiko dar. Die Menschen blieben also bei den Stolpersteinen bis die Beamt*innen abzogen. Vermutlich, so einige der Teilnehmer*innen, handelte es sich hier um reine Schikane und Vorsorge, dass der Autokorso nicht noch einmal gestört werde.

Gedenktafel an der Kreuzkirche.

Ansonsten verlief der Abend friedlich.

 

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