Demonstration

Solidarischer Herbst: Demonstrationen in Dresden

Nachdem die Querdenken-Bewegung die COVID19-Pandemie erfolgreich für sich nutzen konnte, wechselt das Thema nun langsam in Richtung Russland und ihren völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine. Die neue Protestwelle läuteten sie unter dem Motto „Heißer Herbst“ ein. Dem entgegen steht der „solidarische Herbst“, der gegen die rechte und demokratiefeindliche Bewegung stehen soll und zu Solidarität in der Krise aufruft.

Vor allem die Energiekrise erhitzt aktuell die Gemüter und spaltet durch Hass und Hetze die Bevölkerung. Im Rahmen dessen gab es am 22. Oktober 2022 eine bundesweite Demonstration für soziale Sicherheit.

Auch in Dresden versammelten sich bis zu 700 Menschen unter dem Motto „Solidarischer Herbst“ am Goldenen Reiter: „Lasst uns trotz eigener Sorgen nicht die Augen vor dem Leid anderer verschließen. Wir sind nicht hilflos. Wir können und müssen gegen schlechte Politik aufbegehren. Wir müssen unsere Forderungen auf die Straßen und Plätze tragen. Für ein gutes Leben in Sicherheit für alle Menschen.“ schallt es von der Bühne. Zusammenhalt muss das Gebot der Stunde sein, nicht Spaltung, Hass und Hetze.

Über 1.000 Menschen demonstrierten gegen PEGIDA

Lange war es um die rechtsextreme Bewegung PEGIDA still. Den Anschluss an Querdenken haben sie verpasst, also zogen sie sich zurück. Wie Siegfried Däbritz auf der Bühne am 24. Oktober, verkündete, gab es hitzige Diskussionen bei PEGIDA. Er sei überstimmt wurden, so Däbritz, der sich einen Schulterschluss mit Querdenken wünschte. Initiator Lutz Bachmann und Anmelder Wolfgang Taufkirch sahen das aber anders. So versammelten sich an dem Montag bis zu 300 Menschen um PEGIDA. Bei den Themen blieben sie sich treu: Es ging gegen die Politik und gegen Geflüchtete. Bei PEGIDA nichts Neues.

Ein breites Bündnis aus Parteien, Studierendenorganisationen und Gruppierungen rief gegen PEGIDA auf die Straße. Dem Ruf folgten über 1.000 Menschen auf den Neumarkt, wo sie lautstark gegen die demokratiefeindliche Bewegung demonstrierten. Auf der Bühne wurde erneut nach dem wieder gewählten Oberbürgermeister Dirk Hilbert gefragt, der auch an diesem Abend fern blieb.

Auch die Polizei blieb sich treu und ignorierte das Gewaltpotential bei PEGIDA, die bis an den komplett eingekesselten Gegenprotest herandurften. Teilweise behelmt warteten sie jedoch durchgehend am Protest gegen PEGIDA, der auch nur unter Polizeibewachung seine Route laufen durfte. Auf der Wilsdruffer Straße kam es trotzdem zu einer kleinen Blockade, die PEGIDA aber nicht weiter behinderte und dadurch von der Polizei toleriert wurde.

Rechts bleibts kalt – für solidarische Wärme

Die Gruppierung Herz statt Hetze rief am 29. Oktober auf den Schlossplatz um nicht nur gegen Querdenken zu demonstrieren, sondern auch mit eigenen Inhalten vor Ort zu sein. Die Anmelder*innen zeigten sich enttäuscht, über die geringe Teilnehmer*innenzahl, die bei ungefähr 500 Menschen lag.

Eine Demonstration gegen alles: Bis zu 6.000 Querdenker*innen zogen durch Dresden

Bundesweit mobilisierte der Dresdner Querdenken-Ableger zu einer „Geburtstagsfeier“ im PEGIDA-Stil nach Dresden. Dem folgten schätzungsweise bis zu 6.000 Menschen, darunter auch eine Gruppe aus der Schweiz. Demonstriert wurde gegen alles: gegen das Impfen, das Gendern, gegen die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die USA und natürlich die NATO.

Der Theaterplatz wirkte wie ein Volksfestgelände: Jede*r verkaufte irgendetwas. Es gab selbst gedruckte T-Shirts, gelbe Westen, Anstecker, Sticker. Ein kleines provisorisches Café wurde aufgebaut, während aus den Boxen eine Rammstein-Imitation in ohrenbetäubender Laustärke von „deutschem Blut“ singt. Tourist*innen wirkten etwas verloren zwischen den hunderten Sachsen- und Russlandfahnen. Viele machten ihren Unmut Luft und schimpften auf die Bewegung. Einige wurden dann in Diskussionen mit Querdenker*innen gezwungen.

Das ewige Problem mit den Ordner*innen

Wie so oft bei rechten Aufmärschen gab es auch bei Querdenken Probleme mit den Ordner*innen: Diese durften keine Vorstrafen haben und müssen ihre Ausweisdokumente bei sich haben. Das stellte sich als Problem heraus und verzögerte den Aufmarsch massiv. Als es dann doch losging, wurde der Protestzug künstlich in die Länge gezogen: Bis zu 200 Meter wurde zwischen den einzelnen Gruppen an Abstand gelassen. So wurde die komplette Innenstadt über mehrere Stunden lahmgelegt. Die Polizei begleitet lediglich am Anfang und Ende des Zuges den Protest, wobei Querdenken darauf bedacht war, genügend Abstand zu den Beamt*innen am Anfang zu halten. Das schien auch kein Problem für die Polizei gewesen zu sein, die einfach weiter lief.

Höhe Lingnerallee stoppte dann der komplette Protestzug. Grund waren die Trommlertruppe, die gegen Auflagen verstoßen hat. Die Polizei wurde durch Querdenken bedrängt und es gab hitzige Diskussionen, bis das Problem gelöst wurde.

Der Gegenprotest kürzt die spontan die Querdenken-Route

Über die Albertbrücke sollte es ursprünglich auf die Neustädter Elbseite gehen. Bis zu 50 Menschen vom Gegenprotest hatten jedoch andere Pläne und blockierten kurzerhand die Brücke. Trotz Diskussionen zwischen Anmelder M. Fuchs und der Polizei durfte die Brücke blockiert bleiben und Querdenken musste vorzeitig abdrehen.

Aufgrund der Verzögerung am Anfang und des bewusst langsamen Aufmarsches, gab es am Theaterplatz erneut Probleme: Die Demonstration war dabei, ihre angemeldete Zeit zu überschreiten. So kam es, dass die Redebeiträge vor teilweise leerem Platz gehalten werden mussten.

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