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MAHNGANG TÄTERSPUREN 2019

Dresden. Seit einigen Jahren wird von Dresden Nazifrei der Täterspuren Mahngang durch Dresden durchgeführt.
Das Bündnis Dresden Nazifrei will an die Vorgeschichte der Luftangriffe 1945 auf die Stadt und an Opfer des Nationalsozialismus erinnern und so dem Opfermythos etwas entgegensetzen.

Der Mahngang Täterspuren startete am Grossenhainer Platz
Der Mahngang Täterspuren startete am Grossenhainer Platz

Dieses Jahr stand der Mahngang Täterspuren unter dem Motto „Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Dresden“ Dieses Motto wurde gewählt um zu verdeutlichen, das Dresden eben nicht die unschuldige Stadt gewesen ist, wie viele immer noch behaupten, sondern eben auch ein Standort der Rüstungsindustrie und der Zwangsarbeit gewesen ist. Studenten des Instituts für Geschichte der TU Dresden haben Texte erarbeitet, die an sechs verschiedenen Stationen vorgetragen wurden.

Die sechs Stationen des Mahngangs Täterspuren 2019

  • Erste Station war der Güterbahnhof Dresden-Neustadt am Großenhainer Platz. Vom Bahnhof aus wurden rüstungsrelevante Rohstoffe und Güter transportiert, die in mehr als 240 Dresdner Unternehmen weiterverarbeitet oder hergestellt wurden. Zwischen 1942 und 1944 war der Bahnhof auch Ausgangspunkt oder Zwischenstation für Deportationen jüdischer Bürger in Vernichtungslager.
  • Die 2. Station hat an Enteignungen jüdischer Unternehmer erinnert.
    Ein Beispiel für die Enteignung von jüdischen Unternehmen ist die Firma Rheostat, die der Familie Kussy gehörte. Sie mussten ihr Unternehmen für einen lächerlichen Preis verkaufen und 1939 fliehen.
  • Die 3. Station: Dresdner Jüdinnen und Juden fertigten im Goehlewerk der Zeiss Ikon AG von 1941 bis 1943 in Zwangsarbeit Munition und Waffenteile. Ab 1944 mussten Zwangsarbeiterinnen aus den Konzentrationslagern Ravensbrück und Auschwitz-Birkenau in Zwölf-Stunden-Schichten ohne Pause bei Mangelernährung und Schikanen die Arbeit verrichten.
  • Station 4 stand symbolisch für das Thema „Bauen für den Krieg: Das Goehlewerk zwischen Industriearchitektur und Heimatschutz“. Dabei geht es um den Bau und die Konstruktion des Goehlewerks durch die beiden Professoren der TH Dresden, Emil Högg und Georg Rüth. Der Architekt und der Bauingenieur bewegten sich als technische Elite zwischen technisch-innovativem und nationalsozialistischem Denken mit rassistischen Ideen.
  • Station 5 zeigte die Arbeitswege der jüdischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnnen im Winter 1942/43. Dabei ging es auch um die Übergriffe durch die Zivilbevölkerung, die damals Alltag waren.
  • Die abschließende und 6. Station war das sogenannte Judenlager Hellerberg. Es bestand von November 1942 bis März 1943. Die 280 Menschen gehörten zu den letzten Jüdinnen und Juden aus Dresden. Sie wurden im März 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur zehn Menschen aus dem Lager erlebten 1945 die Befreiung des Konzentrationslagers.
Bauen für den Krieg: Das Goehlewerk zwischen Industriearchitektur und Heimatschutz

Bauen für den Krieg: Das Goehlewerk zwischen Industriearchitektur und Heimatschutz

Mehrere hundert Menschen haben am Mahngang Teilgenommen. Darunter auch viele Familien. Die Veranstaltung konnte friedlich durchgeführt werden. Nur ein Anwohner pöbelte aus seinem Fenster heraus die Teilnehmer des Mahngang Täterspuren an und zeigte den Hitlergruß.

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