DemonstrationDresden

4.000 Corona-Leugner:innen auf dem Theaterplatz – Behörden schauen zu

Vor der Semperoper versammelten sich heute über 4.000 Menschen aus dem verschwörungsideologischen Spektrum. Trotz dessen, dass im Vorfeld dazu aufgerufen wurde, die Auflagen zu missachten, setzte die Polizei Sachsen nur 120 Beamt:innen ein.

Dicht gedrängt, teils ohne Mund-Nase-Schutz und mit Segen der Versammlungsbehörde demonstrierten bis zu 4.500 Menschen in Dresden gegen die Corona-Auflagen.

Die Querdenken-Veranstaltung startete mit einem Gottesdienst. Von der Bühne wurde der christliche Glauben und die Verstöße gegen Auflagen miteinander verknüpft. Es folgten Erklärungen, wieso die Maskenpflicht nicht eingehalten werden solle, Bibelzitate und Gesang. Währenddessen füllte sich nach und nach der Platz.

Polizei kontrolliert Maskenpflicht an den Eingängen zum Theaterplatz

Wer an der Kundgebung teilnehmen wollte musste zuvor durch eine Polizeikette. Hier wurde für wenige Sekunden die Maske aufgesetzt oder es wurde triumphierend ein Stück Papier aus der Tasche gezogen. Zurechtgeschnittene Blätter, Din A4 Zettel und sogar Rezeptzettel wurden vorgezeigt und schon war man von der Maskenpflicht befreit. Und wer diesen nicht dabei hatte, zog die Maske halt wenige Meter hinter der Polizei grinsend wieder herunter. Eine Verhöhnung der Beamt:innen und der Auflagen, doch daran störte man sich nicht.

Regelmäßig verkündete man von der Bühne, man solle sein Attest vorzeigen oder das vorzeigen verweigern. Die Versammlungsbehörde, so weiter, lobe die Veranstalter:innen immer wieder für das konsequente durchsetzen der Auflagen. Währenddessen standen von Beginn an die Menschen eng aneinander, viele ohne Maske und die wenigsten mit einem richtigen ärztlichen Attest. Doch die Stimmung war am Anfang friedlich, ja sogar ausgelassen. Man scherzte und die Polizeikontrolle am Anfang war schnell vergessen.

Der Platz füllte sich weiter, die Anmelder:innen begrenzten den Zuzug jedoch nicht sondern forderte die Polizei auf, mehr Platz zu schaffen. Die Masse an Menschen sollte sich an die Ränder bewegen und dies taten sie. Einige Menschen gingen so weit und kündigten an, wenn die Polizei kein Platz schaffe „dann schubsen wir die eben weg!“ Dazu kam es jedoch nicht, die Polizei zog sich nahezu komplett vom Platz zurück und die Menge feierte diesen Rückzug. Ein zweiter Gewinn an diesem Abend für die Corona-Leugner:innen.

Die Polizei kontrolliert „Atteste“, die von der Maskenpflicht befreien sollen. Dabei sind die meisten vorgezeigten Dokumente keine Atteste.

Währenddessen bauten Menschen an der Haltestelle „Theaterplatz“ der DVB AG einen Info- und Solidaritätsstand für die wegen Holokaustleugnung verurteilten U. Haverbeck auf. Dieser ist in der Form von der Stadt Dresden verboten und auch an diesem Tag nicht angemeldet worden. Auf Nachfrage erklärte die Polizei, dass zu wenig Beamt:innen im Einsatz waren, um dagegen vorzugehen. Doch auch im Laufe des Tages sahen die Beamt:innen, die währenddessen neben dem Stand standen, keine Veranlassung den Stand in der Form aufzulösen oder wenigstens die Maskenpflicht durchzusetzen.

Im Laufe des Abends bildete sich direkt hinter der Querdenken-Bühne ein spontaner Gegenprotest. An diesem nahmen bis zu 50 Menschen teil, die von der Polizei eingekesselt mitten in der Masse an Corona-Leugner:innen stand. Hier soll einer, so Augenzeug:innen, den rechten Arm zu einem Hitlergruß erhoben haben. Kurze Zeit später folgte dies auch mehrfach auf der Bühne.

Polizei leitet Verfahren gegen Redner:innen ein, wegen der Verwendung verfassungswidriger Zeichen

Die betroffenen Redner:innen wurden kurz darauf von der Polizei in eine Maßnahme abseits der Bühne genommen. Diese Maßnahme war locker, eine:r der Redner:innen trat sogar aus dieser heraus, um der Querdenken-Presse ein Interview zu geben. Es folgte eine kurze Ermahnung an ihn und die Menschen mit Kamera. Von der Bühne wurde diese Maßnahme dann aufgebauscht und die Menschenmasse wurden dazu aufgefordert, zu der Maßnahme zu gehen.

Es setzten sich also die ersten wütenden Menschen in Bewegung und brüllten einzelne Polizeibeamt:innen direkt an. Eine Frau schrie wie im Wahn immer wieder „Hilfe“, andere beleidigten die Beamt:innen oder forderten sie auf, sich der Masse anzuschließen. Die Polizei hatte die Lage nicht unter Kontrolle und es grenzte an ein Wunder, dass diese Szene friedlich verlief. Die betroffenen Redner:innen verließen nach kurze Zeit die Maßnahme wieder und stilisierten sich als Opfer von Polizeiwillkür.

Polizeigroßaufgebot währenddessen in Leipzig

Die Veranstaltung von Querdenken sollte, so die Anmelder:innen, um 16 Uhr von der Polizei aufgelöst werden. Selbst wenn der Wille vorhanden gewesen wäre, war die Polizei am gestrigen Abend nicht in der Lage irgendwie aktiv zu werden. Die Veranstaltung ging bis ca. 19 Uhr. Währenddessen begleitete die Polizei Sachsen, mit Unterstützung aus Chemnitz und Sachsen Anhalt, in Leipzig eine kleine linke Demonstration mit ca. 200 Teilnehmer:innen mit einem Großaufgebot plus Helikoptern in der Luft.

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